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Sag mir, wo die Möglichkeiten sind

Auf welcher sozialen Ebene ist ein deviantes, vielleicht sogar emanzipatives Potenzial des Menschen zu Hause?

Gerade eine Rede von Angela Merkel im Bundestag gesehen. Hätte auch jedeR andere SpitzenpolitikerIn sein können. Das sind die höchsten Repräsentanten des weltlichen Staates. Und sie äußern großteils nur Phrasen.
Politische wie wirtschaftliche Spitzenrepräsentation als soziale (meist einspurige) Kommunikation* besteht breit- (und nur in der Reflektion dessen eventuell tiefer-) gehend aus Phrasen.** Wohlklingend oder ärgerlich, langweilig oder unterhaltsam, etc.

Diese Phrasen sind ’notwendig‘, a) um zu repräsentieren und „den Staat“ *** zu vermitteln; b) weil sie selbst Ausdruck der Strukturen sind. Die PolitikerInnen bzw. ihre in dieser Funktion dargestellten Worte (und Symbolismen etc.) sind die jeweilige Farbe der Mosaiksteine. Nicht die Steine selbst und erst recht nicht das nicht (konkret) fassbare Ganze.****

Gibt es ein Jenseits vom Phrasen-Konsum?
Zum Beispiel könnte die sozial konstruierte Massen-Betrachtung von Profi-Fußball Bedeutung haben. Zwar keine sonderlich tiefgehende, aber eine Bedeutung, die sich ihrer Inszenziertheit und nihilistischen Geschaffenheit aus dem Nichts (zumindest theoretisch) bewusst ist.
Was auch Bedeutung haben kann: Das, wie Menschen miteinander umgehen. Nicht abstrakt in Phrasen auf der mesosozialen Ebene. Also nicht in Sonntagsreden, aber eben auch genauso wenig in Montags- bis Samstags-Reden (Phrasen). Sondern konkret auf der mikrosozialen Ebene (von mir als Raum der ‚individuellen‘ Sphäre bezeichnet). Das kann eine Aufgabe sein. Mit Herausforderung, manchmal sogar Belohnung, und mit Dauerhaftigkeit im sonst oft unsteten Leben im Konkreten und phrasengefüllten Bereich des „Was wäre wenn“. *****

In dieser Vorstellung ist also das Werden (des Poststrukturalismus, oder auch Hegels?) in der individuellen Sphäre zu Hause – Biedermeier lässt grüßen. Den Biedermeier nach dieser Begriffsverwendung mit Leben zu füllen ist aber die Aufgabe.
Das Sein (des Strukturalismus), die Stabilität, ist in der abstrakten, der makrosozialen Ebene verortbar. Auf dieser Ebene gibt es die relative Verlässlichkeit der Statistik, mit der die Menschen als abstraktes Ganzes (aber nicht der einzelne Mensch und das Kleine!) berechenbar sind. Dort wirkt die ‚Notwendigkeit‘ ******. Sie ist die Ausprägung der jeweilige(n) ‚Zeit(en)‘, durch welche die Grundstrukturen des (abstrakten, aber sozial auf die unteren Ebenen wirksamen) großen Ganzen sichtbar geformt werden.

Das Große ist (struktur-)bestimmt. Das Kleine macht den Unterschied. Die mittlere („gesellschaftliche“ etc.) Ebene ist meist nur eine Showbühne. Aber manchmal vielleicht auch ein Ort für (un-)freiwillige/(non-)intentionale Abweichung. Gesteuerte Abweichung gibt es nicht, diese ist Show. Das Ungesteuerte ist strukturgeprägt, aber gerade deshalb vielleicht emanzipativer als alles, was geplantes Anderssein (Kalkül) vermag.

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* Nicht das technische Geschäft, das von den jeweiligen technischen Fach-Spezialisten im Rahmen der Strukturen ausgeführt wird.
** Der nichtphrasige Rest sind technische „Wahrheiten“, also naturwissenschaftliche Rationalität im weiteren Sinne – auf dem jeweils aktuellen Stand. Vergleiche Thomas S. Kuhn.
*** Als Apparat und Zustand – l’état.
**** Über mehrere Jahrzehnte erfolgreiche Politiker sind vielleicht fähig zu Farbwandlung. Oder sie haben Glück, zu mehreren ‚Zeiten‘ passfähig zu sein.
***** Dieser Text spricht auch über ein „Was wäre wenn“, nämlich über ein eventuell ‚Sein und Werden‘-fähiges menschliches Potenzial. Damit ist er durchaus auch – ungeplant und nicht willentlich änderbar – ironisch.
****** Vergleiche: Karl Edlinger und Walter Weiss – (Un)intelligent Design?: Warum Gott die Welt nicht schöpfen konnte. Eine Provokation.

Postmodernismus und Strukturalismus I

Versuch und Ansatz: Eine postmodernistische Interpretation der Vielfalt auf mikro– und meso-sozialer Ebene plus eine strukturalistische makrosoziale Interpretation und das foucault’sche Potenzial zur Abweichung – zusammen als postmodernistisch-strukturalistischer Humanismus.

Der Postmodernismus mit seiner Suche nach und seinem Blick/Sensibilität für die Vielheit (des Vorhandenen). Wenn diese Vielheit grundsätzlich vorhanden ist, kann man versuchen, sie rekonstruktiv zu erschließen* (zugänglich zu machen) und dann als Vielfalt der Menschen und für die Menschen zu konstituieren. Vielfalt hier in einer Variation des Bilds des ‚öffentlichen Raumes‘ von Hannah Arendts als kommunikatives Treffen der einzigartigen Individuen.

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