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Erklären und Verstehen in Konstruktion und individuell


http://www.michael-klonovsky.de/artikel/item/266-mit-den-zivilisierten-verbuenden

Schön böse. Nicht platt, aber auch nicht differenziert (und damit nicht weniger kontrastiv) und dem Stil Klonovskys entsprechend provokativ-unterhaltsam. Sondern intelligent defaitistisch.
Obwohl und weil auch dieses Interview (als Text) inhaltlich gegen manche meiner Praxisgrundlagen (meiner Theorie und meiner praktischen Annahmen) verstößt. So insbesondere der sozialen Konstruiertheit – durch deren Akzeptanz/sprachliche Anführung und gleichzeitige Konterkarierung/Wendung auf – zwar etwas übliche, aber hier im Kontext lustige – Praxisbeispiele.

Klonovsky formuliert hier aus strukturalistischer (und ggf. vielleicht auch poststrukturalistischer) Perspektive, wenn er schreibt, dass sich die Geschichte nicht um die Theorien kümmert.

Wenn Menschen sich unabsichtlich, oder gar absichtlich mal verstehen (versuchen, bzw. nicht missverstehen), dann geht die Geschichte trotzdem weiter. Aber so wie der Geschichte das konkrete nicht-statistische Handeln der Menschen egal ist (strukturalistische Perspektive) kann auch dem Menschen, der versucht zu verstehen, manchmal das abstrakte Konglomerat-Massivum der Geschichte egal sein: Wenn er auf Menschen trifft, die auch verstehen wollen oder um ernsthafte Kommunikation bemüht sind (existenzialistische Perspektive).

Michael Klonovsky zitiert [30. August 2015]:

„Die Begegnung der Völker ist ihrer Verständigung nicht dienlich“ (Johannes Gross).

Wenn sich „Völker“ treffen ist das oft richtig, wenn sich Individuen (bzw. Menschen mit ihrer individuellen Ebene) treffen, kann verstehen – oder Nicht-Verstehen ohne Herrschaftsanspruch aka gegenseitiges Respektieren – passieren oder aktiv praktiziert werden.

Und dazu passt auch Klonovskys Positionierung [31. August 2015] in und zur – zumindest innerer oder letztlicher – Individualität:

[…] Was nun wiederum und zuletzt mich angeht, so bin ich, erstens, nicht wenige, sondern ein Einzelner (auch wenn sich das einer, der niemand ist, das aber allzeit kollektiv, kaum vorzustellen vermag), […]

Für mich ist das ein Anspruch an sich selbst, sich praktisch nicht zu entindividualisieren und nicht völlig/formlos aufzugehen in Gruppe oder Abstraktion. Also im Grundsatz, und in Momenten konkret, eigenes Denken und Handeln zu bearbeiten und durch Praxis existent zu machen.