Phrasen sind wahr, aber ihre Verteilung und Gewichtung ist unterschiedlich (Phrasologie ist eine philosophische Disziplin):
– Im Überfluss könnte uns der Mangel (als kondizio humána) psychisch oder seelisch unangenehmer gewahr werden. Einerseits: Kein Lob der Armut oder Entbehrung. Wenn ich in Not leben müsste, würde ich den Überfluss wählen.
– Andererseits: Überfluss lässt die Dinge vielleicht nicht mehr fließen. Überfluss und Überdruss machen ja oft wieder destruktiv. „Dekadent“ bzw. wohlstands-orientierungslos etc.
Dazwischen das Ungleichgewicht des Lebens, wie es sich im Menschen zeigt: Weder sein, noch haben,–und besonders nicht: werden (im Unsinne des Trend-Worts)–machen uns zufrieden*.
Vielleicht kann man indirekt (nicht soziologisch etc.) sagen: Die Mittelschicht (im sozial-philosophischen Sinne, nicht deckungsgleich mit ökonomisch oder anderem) verdrängt den Mangel vielleicht am erfolgreichsten (aus dem Lebens-Ablaufs-Zyklus). Die Unterschicht umarmt den Zustand. Und die Oberschicht entfleucht ihm.
___
* Zufriedenheit ist weder haben, noch werden, noch sein. Am ehesten aber (ein) Sein, da sie als Idee oder Andeutung und Moment etc. zu existieren scheint. Auf der existenzialen Ebene, nicht (existierend oder zum Ausdruck kommend) auf den Ebenen/in den Aspekten von Struktur oder Prozess.